Superhelden-Recruiting: Wie ich den Weg zu ambarics fand

Hallo liebe Blog-Freitag-Leser, heute möchte ich mal in eigener Sache über die Thematik Arbeitsmarkt schreiben. Mittlerweile habe ich beide Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, kennenlernen dürfen und es ist aktuell für beide Seiten nicht einfach. Aber fangen wir von vorn an:

Nachdem ich am 07.07.2007 endlich mein Abiturzeugnis in der Hand hielt, fing ich intensiv an, meine Zukunft zu planen. Reichlich spät, wie ich feststellen durfte, denn am 15.07.2017 war Bewerbungsschluss an den Unis. Bis zur Zeugnisübergabe war regulär Schule und kein Lehrer erwähnte etwas von Bewerbungsfristen. So war ich kein Einzelfall, bei dem die Entscheidung über die berufliche Laufbahn, also bestenfalls für die nächsten 45 Jahre, in einer Woche getroffen werden musste. Natürlich kam mit Abitur für mich nur ein Studium in Frage. Wofür habe ich denn sonst 2 Jahre länger die Schulbank gedrückt? Außerdem verdient man doch mit einem Studienabschluss mehr Geld, so der allgemeine Konsens. Hinzu kam, dass für viele Ausbildungsberufe die Bewerbungsfrist längst abgelaufen war. 15 Bewerbungen gingen an Studiengänge der Fachrichtung Biologie mit all ihren diversen Spezialisierungen. Warum Biologie? Weil es mir in der Schule Spaß machte, ich gute Noten schrieb und zwei Praktika zur Berufsorientierung in dieser Fachrichtung absolviert hatte.

Heute, 12 Jahre danach, würde ich völlig anders herangehen und einen anderen Beruf wählen. Klar spielt das Interesse eine Rolle, aber zukunftssicher und nicht regional eingeschränkt wären mindestens genauso wichtige Aspekte. Nach meinen bisherigen Erfahrungen und Neigungen hätte ich mich vor 12 Jahren besser für folgende Möglichkeiten entscheiden sollen:

  • Verpackungsingenieur mit Schwerpunkt Automatisierung/Elektrotechnik
  • Ausbildungsberuf Lebensmittelindustrie mit Weiterbildung Qualitätsmanager mit TÜV Zertifikat und Auditor
  • Wirtschaftsinformatik mit Zusatzqualifikation Design/Graphik
  • Duales Studium Bank mit Zusatzqualifikation Projektmanagment

Das heißt jetzt aber nicht, dass ich mit meiner bisherigen „Karriere“ unglücklich bin. Das Studium war interessant und einige Arbeitsstellen haben mich sehr geprägt. Doch mit Pendelei und Fernbeziehung lässt es sich auf Dauer einfach nicht zufrieden leben.

Zum Glück hatte ich eine gute Arbeitsvermittlerin bei der Agentur für Arbeit, die mich immer gut beriet und zum Bewerbungscoaching schickte. Beim Bewerber-Training schilderte ich meine Situation bzw. mein Problem: „Wie kann ich denn am besten formulieren, dass ich zwar keine Ausbildung darin habe, aber das trotzdem schnell erlernen und bewerkstelligen kann!?“ Denn mir war klar, ich muss mich beruflich verändern, um mein privates Glück nicht zu gefährden. Nach einigen Coaching Tipps, Designvorlagen für die Bewerbung und Persönlichkeitsanalysen war ich voller Eifer, mein Berufsleben wieder anzupacken. Mit der Beraterin verstand ich mich bestens und wir stellten fest, dass wir beide gerne basteln. Schnell waren die Gespräche vom Beruflichen ins Private gewechselt und es fiel so ganz nebenbei der Satz: „Naja, mein Mann sucht gerade in Friedrichroda eine Assistentin, vielleicht wäre das ja was für Sie?“ Sofort hellhörig geworden, fragte ich neugierig: „Was ist das für eine Firma? Was wären meine Aufgaben?“.

Daraufhin bekam ich die Stellenanzeige in die Hand und traute meinen funkelnden Augen nicht. So eine kreative Stellenanzeige hatte ich noch nie gelesen. Zugegeben, optisch machte sie nichts her, aber der Text traf ins Schwarze. „Superheld für Backoffice gesucht!“ Ich bin Marvel-Fan und musste mir von Freunden und Familie schon immer Augenroller und Sprüche wie „So ein Quatsch!“ anhören. Da gab es endlich Gleichgesinnte und die suchten mich – yeah! Nach dem Mentoring fuhr ich direkt nach Hause, um mich an die Bewerbung zu setzen. Schon im Auto formte sich die Idee für das entsprechende Layout: Eine Agenten-Akte, das wäre doch passend. Ich kann nur sagen, ich habe noch nie so schnell eine komplett neue Bewerbung aus dem Boden gestampft und dabei so viel Spaß gehabt. Natürlich erntete ich zu Hause wieder Augenroller und „So ein Quatsch!“, aber ein „Na dann war der Kram ja doch mal für was gut.“ war auch dabei.

Und was soll ich sagen, auch wenn es kaum etwas mit meinem vorherigen Berufsweg zu tun hat – ich bin endlich angekommen! In einem erstklassigen Team, das noch einen weiteren Helden sucht – einen Programmierhelden!

Was für mich ein Hauptgewinn war – eine tolle Firma auf‘m Kaff - wird von vielen eher als Nachteil angesehen. So ist es sehr schwer, unser Team zu erweitern trotz zukunftsträchtigem Arbeitsmarkt. Auf der Suche nach Möglichkeiten, Bewerber auf unsere Stellenausschreibung aufmerksam zu machen, frage ich mich oft: Wie kann das sein? Es jammern seit einigen Jahren alle über den Fachkräftemangel, aber dennoch haben wir 2,5 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Wo sind die entsprechenden Maßnahmen, die dem zukünftig entgegenwirken? Zum einen müssen die Berufe mit Personalmangel attraktiver werden - sprich bessere Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung. Zum anderen müssen die Schüler besser in ihrer Berufswahl unterstützt und aufgeklärt werden, damit nicht so viele Schulabsolventen an sämtlichen Statistiken vorbeistudieren, weil sie es nicht besser wissen.

Es kann nicht die Lösung sein, diese Stellen mit Fachkräften aus dem Ausland zu füllen oder das Renteneintrittsalter zu erhöhen, um Fachkräfte auf dem Markt zu halten. Leiharbeit, Überstunden und vertraglich geregelte Mehrarbeit sind leider in jedem größeren Betrieb an der Tagesordnung. Dass dies zu hohem Krankenstand und schlechtem Betriebsklima führt sowie das frühere Eintreten in Kurzarbeit oder Rente bedeutet, liegt auf der Hand.

Ich bin allerdings guter Dinge, dass sich die Situation wieder verbessern wird, weil wir einfach auf die so genannten Fachkräfte angewiesen sind. Zurzeit hofft die Politik, dass die Wirtschaft das regelt und die Wirtschaft wartet darauf, dass die Politik eingreift.

An alle Helden und die, die welche werden möchten: Habt Mut zur Veränderung! Wartet nicht auf Wirtschaft oder Politik, nehmt euer Berufsleben selbst in die Hand, bildet euch weiter, spezialisiert und qualifiziert euch, seid motiviert und habt wieder Freude an der Arbeit. Quereinsteigen lohnt sich!

Auf bald.

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