Morgen, Kinder, wird´s was geben.
Freunde des Blog-Beitrags zum Blog-Freitag, endlich ist es soweit. Der alljährliche Wahnsinn hat uns wieder. Heute ist der 23. Dezember und schon morgen holt das Fest der Feste zu seinem finalen Schlag aus. Die Zeit hat uns wieder eingeholt. Nur noch dieses eine Türchen mit der „Vierundzwanzig“ am Kalender trennt uns von Weihnachten.
Lasst uns froh und munter sein // Vorbereitung ist alles.
Das Motto dieses wohlbekannten Weihnachtsliedes verfolgt uns über Wochen. Bereits Anfang September habe ich mir in diesem Jahr schon die ersten Dominosteine und Lebkuchen gegönnt. Ich möchte unbedingt darauf hinweisen, dass es nach einer Packung Weihnachtsleckereien und mehreren Tassen Glühwein, keine große Hürde ist, „froh“ zu sein. Ab einem gewissen Konsumgrad wird es allerdings schwierig, auch tatsächlich munter zu bleiben. Wie dem auch sei… Beim Entzünden der ersten Kerze des Adventskranzes hat uns das Weihnachtsfieber meist schon fest im Griff. Die Weihnachts-Karton-Verantwortlichen wurden in den Keller oder auf den Dachboden gejagt, um die lebensnotwendigen (und meist übermäßig kitschigen) Dekorationsutensilien ins Haus zu holen. Der Schrecken eines jeden Mannes, wenn Frau mit Weihnachtsdeko droht. In gängigen Beziehungen bringt das zum Teil tage- bis wochenlange Diskussionen mit sich, die nicht selten in internen Blitzkriegen enden. Nachdem Mann sich nun also seinem Schicksal ergeben und die verhassten Dekorationen herausgekramt hat, geht Frau in ihrer Rolle auf… Die Wohnräume werden in mühevoller Kleinarbeit und mit viel Liebe zum Detail festlich geschmückt, bis das Zuhause einem bunten und zugestopften Elfenwald gleicht. Wo man geht und wo man steht, überall gibt es etwas zu entdecken. Regulär gibt die Deko-Queen der Familie nur eine Aufgabe ab: Dem Entwirren der gordischen Knoten, welche sich auf unbekannte Art und Weise in jedem Jahr einen festen Platz in den heimischen Lichterketten ergattert haben, ist Frau nur selten gewachsen. Keiner weiß, warum es so ist – schließlich rollt man die Dinger ja jedes Jahr ordnungsgemäß auf – aber trotzdem lösen Kontakte mit Lichterketten meist direkt geschlechtsneutrale Tobsuchtsanfälle aus.
Fröhlich soll mein Herze springen // Im Shopping-Wahn
Weihnachten löst tatsächlich äußerst zwiespältige Emotionen bei Menschen aus. Während die meisten Frauen, spätestens Ende Oktober Gefangene des Weihnachtszaubers sind, leben Männer wesentlich entspannter. Einig sind schon Monate vor dem eigentlichen Event zumindest gedanklich fertig mit ihren Besorgungen. Kaum eine Aktivität lässt Frauenherzen höher schlagen, als berechtigt und guten Gewissens shoppen gehen zu können. Aus diesem Grund sind die Geschenkebeauftragten einer jeden Familie auch meistens die Damen. Ratzfatz hat Frau Geschenke für die Schwiegereltern, die Kinder, die eigenen Eltern, Großeltern und den engen Freundeskreis besorgt, während Mann sich nur um das Geschenk an die Gattin kümmern muss. Eine klassische Rollenverteilung, die noch aus Zeiten von Jägern und Sammlern überlebt haben muss. Wichtig beim Schenken ist grundlegend erstmal eine Idee. Die aktive Zuhörerin hat im Laufe des Jahres die ein oder andere Äußerung aufgeschnappt und wartet regelrecht auf ihre Chance, diese endlich umzusetzen. Wer jedoch innerhalb eines kurzen Zeitraums die Idee erstmal braucht, hat nur 3 Möglichkeiten:
- Online-Shoppen // Kommet ihr Hirten
- Bummeln gehen // Ich steh´an deiner Krippe hier
- Geschenkekauf aufschieben und abwarten, ob noch ein Geistesblitz vom Himmel fällt // Vom Himmel hoch, da komm´ich her
Die clevere Frau kümmert sich jetzt aber nicht nur um Geschenke für ihre Liebsten… NEIN! Sie beschenkt sich auch selber (das weiß ich aus eigener Erfahrung). Es gibt doch keine bessere Tarnung, als Weihnachtsgeschenke.
Kommet ihr Hirten // Online-Shopping
Für den vielbeschäftigten Geschenkebesorger ist Online-Shopping das stressfreie Mekka des Geschenke-Wahnsinns. Nur hier hat er die Möglichkeit, Produkttests zu wälzen, Angebote zu vergleichen und das Geschenk seiner Wahl zu erwerben, ohne seinen Schreibtisch dafür verlassen zu müssen. Wer keine Idee hat, aber ungern auf einen Gutschein ausweichen will, hat die Möglichkeit, zig verschiedene Portale zu prüfen und sich Ideen einzuholen – wenn es sein muss solange, bis der passende Vorschlag am Start ist. Man muss sich anschließend auch nicht zuhause reinschleichen, um das Geschenk möglichst unauffällig einzuschleusen. Die weniger Begabten im Bereich „Verpackung“ haben zum Teil sogar die Möglichkeit, sich das Produkt hübsch eingepackt und mit dekorativem Schleifchen versehen liefern zu lassen. Wenn es sein muss, kann man es sogar im Büro parken, um so auch den neugierigsten Augen die Überraschung zu gewährleisten.
Ich steh´an deiner Krippe hier // Bummeln gehen
Wer den puren Weihnachtswahnsinn fühlen, riechen, schmecken und erleben will, MUSS (!) sich einfach ins Getümmel stürzen. Ich gebe zu, es ist nicht unbedingt ein verlockender Gedanke, sich zwischen den Massen von Menschen durch Straßen und Einkaufs-Zentren zu schieben – oder vielmehr schieben zu lassen. Nirgends jedoch bekommt man diesen Weihnachte-Flash sonst. Der Duft von Glühwein liegt in der Luft, während man von einem Geschäft ins nächste wackelt. Die Schaufenster sind bunt geschmückt, die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen gibt alles, um Weihnachtsflair bei jedem Wetter zu versprühen und mitten drin: Wir auf der Such nach dem einen Ding, was wir uns für unsere Liebsten vorgestellt haben. Vielleicht wissen wir genau, was wir suchen und/ oder wo wir es finden. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht haben wir nur eine grobe Richtung, die es zu verfolgen gilt. Wenn ich an Weihnachten in meiner Kindheit denke, sehe ich immer vor mir, wie meine Mutti mit mir im Schnee durch die Straßen gebummelt ist und sich mit mir die wunderschön geschmückten Schaufenster angesehen hat. Ich habe versucht, dieses Gefühl an meinem Bildschirm beim Online-Shopping nachzustellen, bin aber, wie ihr vermutlich schon ahnt, gescheitert. Um Weihnachten zu fühlen, braucht man mehr, als Bilder. Man benötigt eine komplexe Vereinigung von Wärme und Kälte, kitschig und schön, Licht und Dunkel, gebrannte Mandeln und Glühwein, Lärm und Weihnachtsgedudel. Erst unter Berücksichtigung aller dieser Faktoren wird Weihnachts-Shopping auch in Menschenmassen zu einem heimelig gefühlten Erlebnis.
Vom Himmel hoch da komm´ ich her // Späte Geistesblitzer
Aus dieser Kategorie fallen mir auch einige Namen ein, die mich jedes Jahr auf´s Neue mit ihrer Verdrängungstaktik faszinieren. Fairer Weise muss ich hinzufügen, dass sich diese Kategorie in zwei Untergruppen aufspaltet. In Gruppe Eins befinden sich jene, die zwar wissen, was sie schenken wollen, aber bis zum letzten Tag in dem Glauben leben „Es ist ja noch Zeit.“. Meist waren ihre Ideen wirklich gut, aber eine Umsetzung innerhalb weniger Stunden, ist aus den verschiedensten Gründen nicht mehr möglich. Für Online-Shopping ist es am 23. 12. um 17 Uhr ein bisschen zu eng. Sie stürzen sich also ins Getümmel und sind zeitnah so genervt, dass sie ihr Ziel aufgeben, um dem Grauen ein Ende zu setzen. Ihre Lieben wissen meist nicht, dass die Grundidee eine ganz Andere war. Und so geben sie sich auch mit spontanen Notkäufen zufrieden.
In Gruppe Zwei sind die zu finden, die bis zum letzten Tag daran glaubten, noch einen Geistesblitz zu erhaschen. Auch diese Gruppe muss einsehen, dass es für Online-Shopping zu spät ist, und auch diese Gruppe wird an dieser Stelle scheitern. Ziemlich wahrscheinlich kommen die Schenker dieser Kategorie frustriert nach Hause und sind enttäuscht von ihrer Ausbeute. Diese Enttäuschung überträgt sich dann auch gerne auf den Beschenkten. Schenken verhält sich wie Verkaufen: Man muss von seiner Sache überzeugt sein, um sie erfolgreich an die Frau (oder den Mann) zu bringen. Kleiner Tipp für die Herren der Schöpfung: Die meisten Frauen freuen sich über glänzende oder glitzernde Dinge in Schmuckschachteln. Parfum hingegen ist so ziemlich das Einfallsloseste, was man seiner Liebsten überreichen kann und sendet gleichzeitig widersprüchliche Signale. Kleiner Tipp für alle: Technik ist meist der Schlüssel zum Glück – ein Staubsauger ist zwar auch technisch, aber hier definitiv nicht gemeint. Auch Küchengeräte sind vom Schenken ausgeschlossen, außer der Beschenkte hat sich diese ausdrücklich gewünscht.
Beide genannten Gruppen stecke ich übrigens in die Schublade „Weihnachtsmuffel“.
Stille Nacht, heilige Nacht // Ein Erfahrungsbericht
24.12. – überraschend wie in jedem Jahr – hat uns der Heilige Abend eingeholt. Die Einen haben ihn schon aufgestellt, die anderen haben ihn sogar schon geschmückt. Es spielt keine Rolle, ob echt oder künstlich, groß oder klein, grün oder pink – der Weihnachtsbaum ist Pflicht. Ohne Baum ist es kein Weihnachten. Bei mir Zuhause ist es inzwischen Tradition, dass wir den Baum gemeinsam an diesem Morgen schmücken. Wie auch bei der Deko ist der Mann im Haus klar gewählter Lichterketten-Verantwortlicher, die Baumspitze wird vom Kind aufgesetzt. Und offizieller Kommentator des ganzen Spektakels? Cést moi. Niemand kann mir in der Kategorie „Baumschmuck-Klugscheißen“ das Wasser reichen. Während ich ein ganzes Jahr darauf warte, endlich wieder loslegen zu dürfen und dem Baum-Perfektionismus die Krone aufzusetzen, hat sich meine Familie ein Jahr vom letzten Mal erholen müssen. In diesem Jahr bin ich ein wenig weniger euphorisch. Erstmals, seit ich meinen eigenen Weihnachtsbaum habe, ist er nicht echt. Das soll nicht diskriminierend wirken, aber ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob ich dem langfristigen Baum vertrauen will… Er ist übrigens weiß. Wenn schon Kunst, dann auch richtig! Wenn der Baum fertig ist, geht Weihnachten erst richtig los. Weihnachten bei uns entspricht einer Neuinterpretation des Kinderspiels „Die Reise nach Jerusalem“. Der einzige Unterschied ist, dass wir keine Musik im Hintergrund haben, sondern die Zeit im Nacken. Pro Feiertag stehen je 3 verschiedene Ziele auf unserem Plan. Ein ausgeklügeltes Zeitmanagementsystem ist hierbei die Basis für den kleinstmöglichen Stresslevel. Ich weiß nicht so Recht, wie andere Familien es hinbekommen, nicht die kompletten Feiertage mit Wanderschaften von Einem zum Nächsten zu verbringen, aber ich habe von Familien gehört, bei denen das wohl zu funktionieren scheint. Für Vorschläge wäre ich auf alle Fälle offen!
o Tannenbaum, o Tannenbaum // Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Meine liebste (und gleichzeitig besinnlichste) Zeit an Weihnachten ist in jedem Jahr am zweiten Feiertag. Vorrangig nach dem Abendessen, wenn ich mit meinem eigenen dicken Weihnachtsmann-Bauch unterm Tannenbaum liege und im Schein der vielen kleinen Lichter darüber sinniere, dass wir im nächsten Jahr alles ein bisschen weniger stressig organisieren sollten und mich frage, warum das eigentlich dieses Jahr noch nicht geklappt hat. Nächstes Jahr aber wirklich, das schwör ich mir bei jedem einzelnen kleinen LED-Lichtlein an meinem Baum, da wird alles anders. Geschenke werden mit Bedacht gewählt und früher besorgt. Die Feiertage werden besser strukturiert, so dass wir weniger Zeit im Auto verbringen. Und das Essen… nächstes Jahr koch ich mal selber. Allen Plänen für das kommende Weihnachtsfest bleibe ich auch in diesem Jahr wieder treu.Weihnachten ist ein Fest der Liebe und Hoffnung und so gebe ich auch in diesem Jahr die Hoffnung nicht auf.
Habt ein paar besinnliche Tage im Kreise eurer Lieben und macht Weihnachten zu eurem Fest.