Endlich zurück im Blog-Freitag! Auch ich möchte mich nach der langen Sommerpause offiziell zurückmelden. Was für ein Sommer… war es bei euch auch so aufregend?
Heiße Sonne, coole Drinks, Gedankenblitze
Selbstverständlich war ich in der Sommerpause nicht untätig. Wer in seinem Kopfkino gerade sieht, wie ich im Einhorn-Schwimmreifen mit einem kühlen Getränk in der Hand im Wasser umherplansche, hat die Lage ziemlich exakt erkannt. Auch dieser Sommer hat wieder viel Zündstoff für spannende Themen geliefert. Der Blog-Freitag ist nach den vergangenen Monaten erstmal wieder gesichert. „Irgendwann muss der doch aber auch mal Nichts einfallen!?“, könnte man meinen. Nun, das dachte ich auch. Doch die besten Gedankenblitze kommen aus dem Alltag. Wer die Beiträge kennt, hat sich schon oft wiedererkannt. Mancher nickt jetzt, während er die Zeilen liest. Ein Anderer lächelt. Egal wie… jeden von Euch habe ich schon irgendwie erwischt. Das möchte ich auch gerne weiter so handhaben.
Meine Nummer eins und seine Steilvorlage
Der Sommer war ein guter Sommer für mich. Die Wärme war auch für Normalsterbliche überwiegend erträglich, die Sonne grundsätzlich nicht so selten vertreten, wie wir behaupten, Regen wurde zu Mangelware – ich weiß es genau, denn ich musste ständig (und vor allem lange!) meine Blumen im Garten gießen, um ihren Überlebenswillen zu aktivieren. Worauf ich eigentlich hinaus will: Der Sommer brachte mir eine gesunde und gleichmäßige Hautfarbe, die meine Mitmenschen veranlasste, zu glauben, ich sei im Urlaub gewesen. 6 Wochen Bora Bora… Haha… Quatsch! Mein Urlaub fand dieses Jahr tatsächlich im beschaulichen Örtchen Friedrichroda statt. Nebenbei bemerkt – das waren vermutlich die wettermäßig feuchtesten, zusammenhängenden Tage des Sommers. Wäre ich ein weniger zurückhaltender Facebook-Aktivist, wäre es meiner Umwelt natürlich bekannt gewesen. So bin ich aber nicht mehr. Wer sich durch mein Profil scrollt, stellt fest, dass mein Leben ziemlich langweilig sein muss. Das ist übrigens von mir auch so gewollt. Mein Mitteilungsbedürfnis gegenüber Fremden ist ziemlich eingeschlafen. Wer sich dafür interessiert, wie es mir geht und warum, kann fragen. Wer wissen möchte, was ich gefrühstückt habe, kann fragen. Wer wissen möchte, wo ich mich mit wem aufhalte, kann auch fragen. Ich muss meine schönen Momente nicht mit der ganzen Welt teilen. Ich favorisiere es, diese wie ein Schwamm aufzusaugen und in meiner Erinnerung zu verankern.
Habt ihr die Geschichte von der Holländerin gehört, die Familie und Freunde getäuscht hat, indem sie vorgab, sich im Asien-Urlaub zu befinden? Asiatische Köstlichkeiten, Mönche, Schnorcheln mit Schildkröten… alles Fake. Aber keiner hat´s bemerkt! Diese Geschichte ist so absurd… trotzdem praktizieren viele von uns eine abgeschwächte Variante dieser Methodik. Dieses Beispiel passt so wunderbar zu meinem persönlichen Liebling unter den zukünftigen Blog-Themen, dass ich es als Zeichen betrachtet habe und direkt angegangen bin.
What you see, is what you get?
Ich beobachte fasziniert, wie einige Leute permanent mit zig Bildern und Beiträgen in meinem News-Feed auftauchen. Irre, was einige so alles mit ihrer Freizeit anfangen… und wie fantastisch Menschen aussehen können. An der Stelle möchte ich es nicht versäumen, stellvertretend für alle Nutzer ein dickes Dankeschön an all die Bildbearbeitungs-Apps und Filter auszusprechen, die dafür sorgen, das unsere Aktivitäten noch spektakulärer wirken und uns ins rechte Licht rücken. Schade ist dann allerdings, wenn man seine Enttäuschung über die Realität bei einem Zusammentreffen kaum verbergen kann. Grundsätzlich geht es uns allen in der Welt von Social Media B-E-S-T-E-N-S. Stress, Müdigkeit, Trauer? Alles kein Problem! Lächeln aufgesetzt, kurzes Selfie gemacht, Filter drüber gelegt, fertig. Danach heißt es nur noch Beine hochlegen und warten. Doch worauf eigentlich? Likes? Komplimente? Gut, das Selbstwertgefühl steigt bei so viel Balsam für´s Ego. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Ist es nicht eigentlich viel wichtiger, was wir selber über uns denken? Gestern London, heute Berlin, morgen Barcelona. Super Bilder aus dem Taxi… aber was bringt dir die Anerkennung fremder Social Media-Freunde für dein City-Hopping, wenn du mit dem Wissen alleine bist, dass diese Reisen jobbedingt sind und du dich am Rande eines Burnouts bewegst? Wenn keiner deine Sorgen mit dir teilt, weil keiner davon weiß? Das Profil eines Nutzers lässt auf ein faszinierendes Leben schließen? Das könnte vorschnell beurteilt sein. Ich kannte mal einen jungen Mann, hinter dessen lebenslustigen Profil ein riesen Schuldenberg stand. Hinter dem strahlenden und sympathischen Lachen auf den Bildern seiner Freundin steckte eine handfeste Depression, ausgelöst durch einen Minderwertigkeitskomplex. Diese Beispiele lassen sich endlos fortführen. In der Welt der Sozialen Netzwerke blenden wir vollständig aus, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Manchmal lesen wir nicht mal, sondern liken nur. Immer häufiger habe ich den Eindruck, dass wir ernsthaftes Interesse und das Hinterfragen verlernt haben. Mit einem kurzen Kommentar unter einem Bild ist die Kommunikation wieder abgeschlossen. Wir vermissen einander nicht mehr oder nur selten, sind wir doch Dank Foto-Dokumentation immer auf dem aktuellsten Stand darüber, was beim jeweils anderen so los ist. Gerne werden soziale Medien inzwischen auch dafür benutzt, um der Welt (oder viel mehr dem/der Ex) richtig eins auszuwischen. Wir erfreuen uns also an witzigen/ sportlichen/ glücklichen Bildern frisch Getrennter, manchmal mit unterschwelligen Bemerkungen, die nur Insider verstehen, ohne den Herzschmerz zu erkennen, der sich dahinter -nicht selten ertränkt in Alkohol- verbirgt.
Nichts ist unmöglich.
Der Ort, an dem Einsiedlerkrebse zu Platzhirschen werden, ist Fluch und Segen zugleich. An keinem Ort der Welt ist es möglich, so anonym präsent zu sein. Das Internet ist das Zuhause der einfachen Selbstverwirklichung – zumindest in Bezug auf unserer Pseudo-Realität. Wir sollten jedoch immer im Kopf behalten, dass Möglichkeiten immer mit Risiken einhergehen. Schnell und unkompliziert wird aus dem großkotzigen Schmierlappen von nebenan ein virtueller Gentleman, der deine Interessen teilt, oder aus dem 54-jährigen Pädophilen die 16-jährige große Liebe eurer Kinder. Es ist leicht, in eine Rolle zu schlüpfen und ein breites Publikum zu belügen, oder in seinen Bann zu ziehen. Auch deshalb sollten wir unbedingt darauf achten, dass die nächste Generation sich genauso achtsam in der virtuellen Welt bewegt, wie auf unseren Straßen. Prävention wird bisher definitiv nur unzureichend betrieben. Das muss sich ändern, ist das Internet doch heute nicht mehr wegzudenken.
Glück ist ein Moment
Unterm Strich haben wir es in den vergangenen Jahren geschafft, uns ein zweites, drittes oder gar viertes Leben aufzubauen. Wir manipulieren unsere Realität und bauen uns in den sozialen Netzwerken das Leben auf, das wir gerne führen würden. Liebe Leser, lasst euch (und natürlich auch allen die danach kommen) sagen, Glück ist ein Moment und kein Konzept. Höhen und Tiefen ergeben in ihrer Summe uns selbst. Kein Leben ist perfekt, egal wie wir unsere Profile aufpolieren. Wichtig ist, dass wir als Mensch mit uns im Reinen sind. Es gibt keinen Filter für´s eigene Leben.