In dieser Woche habe ich es mir zum Schreiben des Beitrages wieder in den Weiten meines Wohnzimmers gemütlich gemacht. Wie ihr wisst, ist der Blog-Freitag nicht nur ein persönliches Anliegen von uns, sondern gehört auch tatsächlich zu den Dingen, mit denen ich inzwischen mein Geld verdiene. Trotzdem werde ich immer häufiger damit konfrontiert, dass es keine Arbeit wäre, wenn ich es von Zuhause erledige. Meine lieben Leser… das ist so nicht korrekt. Ich möchte diesen Beitrag gerne nutzen und euch die Heimarbeit ein wenig näherbringen.
In vielen Köpfen schwirrt der Gedanke umher, dass Kollegen, die daheim arbeiten, ihren Job nicht Ernst nehmen. Oder dass sie die anfallende Arbeit nicht richtig oder garnicht machen. Dass sie übervorteilt werden. Dass sie ihre Freizeit zu Lasten ihrer Arbeitszeit ausdehnen. Anders lassen sich die Vorurteile gegenüber den Kollegen im Homeoffice nicht erklären.
Am Tag im Büro, in der Nacht ein Homeoffice-Held
Homeoffice funktioniert nicht unter allen Umständen und in allen Branchen. Ein Mitarbeiter im Versand oder ein Handwerker wird wohl nie im Homeoffice arbeiten können. Außerdem muss man auch einfach der Typ dafür sein. Homeoffice heißt Disziplin. Wer dieses Arbeitsmodell nutzt, muss sich klar strukturieren. Vermutlich sogar wesentlich straffer, als wenn man im Büro sitzt. Die Kunst ist es, sich -und allen anderen- Zuhause klar zu machen, dass man jetzt arbeitet. Man muss die Hausarbeit und alle anderen Dinge, die sonst privat zu erledigen sind, ausblenden. Das kann nicht jeder. Ich für meinen Teil, wäre mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein miserabler Homeoffice-Mitarbeiter. Warum? Weil ich mich zu schnell ablenken lasse. Einmal am Abwasch vorbei gelaufen – ZACK! Schon ist die Priorität vom Arbeiten auf´s Abwaschen verschoben. HUCH… Kaffee ist alle – dann sollte ich schleunigst einkaufen gehen! Ob ich mal schnell für irgendwen irgendwas erledigen kann, wo ich doch eh zuhause bin!? Na klar, gar kein Problem! Und genau DAS wäre mein Problem. Mir würden zig Dinge dazwischen kommen, die schnell mal noch zu erledigen sind. Darum sitze ich im Büro für Bürodinge und nur zum Schreiben am Abend dann daheim. Wie ihr seht, musste auch ich erst den Weg für mich finden, der mich mit absoluter Sicherheit zum Ziel führt. In meinem besonders leichten Fall von Homeoffice-Nutzung, die vorrangig nach 20 Uhr stattfindet, reichen ein bequemes Sitzmöbel (im Sommer gerne auch die Hollywoodschaukel im Garten) und mein Laptop aus. Zur Abschottung von äußeren Einflüsse nutze ich die guten alten Kopfhörer. Musik an und schon kann´s losgehen.
Aber warum?
Die Gründe für Arbeit im Homeoffice sind so vielfältig, wie die Tätigkeiten selbst. Manch einer arbeitet, wenn die Kinder im Bett sind. Wieder ein Anderer nutzt die Möglichkeit, Teile seiner Arbeit von Zuhause aus zu erledigen, um seine Pendlerzeit zu verringern. Ich persönlich preferiere es einfach, unseren Blog zu schreiben, ohne ständig vom Telefon oder anderen Ablenkungen herausgerissen zu werden. Außerdem liegt mein Schreibtisch inzwischen so voll, dass ich das Schreiben in meiner regulären Bürozeit einfach nicht mehr schaffe. Und so arrangiere ich mir heiße Dates mit meinem Laptop, wenn andere ein Bier trinken gehen.
Aber wie?
Der klassische Homeoffice-Kollege sollte sich natürlich wesentlich besser vorbereiten und strukturieren als ich. Ich habe mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht und konnte folgende Tipps zusammenstellen, um die Arbeit im Homeoffice noch erfolgreicher zu gestalten:
- Zieht optische Grenzen zwischen dem Zuhause- und dem Arbeitsbereich. Das ist gut für die Psyche und auch Familienangehörige nehmen unterbewusst zur Kenntnis, dass ihr gerade arbeiten seid.
- Technisch einwandfreie Arbeitsgeräte sind ein absolutes Muss. Aus der Arbeit im Homeoffice soll doch kein Nachteil entstehen!
- Setzt euch mit Blickrichtung zur Tür. Klingt zwar blöd, gibt dem Ganzen aber eine gewisse „offizielle“ Note und das ist gut für´s Arbeitsgefühlt.
- Weniger ist mehr. Viel freier Raum lässt genug Platz für Gedanken und Ideen.
- Ihr braucht Pflanzen! Etwas Lebendiges im Raum schadet nicht. Außerdem sind sie gut für´s Raumklima und benötigen Licht zum Wachsen – wie wir auch.
- Vergesst das Anziehen nicht! Ihr geht an die Arbeit… das tut man nunmal nicht in Jogginghose.
- Erledigt keinen Privatkram im Homeoffice. Dafür habt ihr den Rest eurer Wohnung zur Verfügung.
- Nutzt euren Heimvorteil! Ihr habt es selbst in der Hand, wann und wie ihr eure Pausen organisiert. Macht sie aber auch wirklich! Wer den Arbeitsrhytmus an seinen biologischen Rhytmus anpassen kann, kann die Leistungskraft enorm steigern. Da gehören Ruhephasen ebenfalls dazu.
- Legt Kernarbeitszeiten fest. So wissen auch die Kollegen im Büro, wann man euch am besten erreichen kann.
- Verlasst zu den Pausen euren Arbeitsplatz. So grenzt ihr Privat und Beruf noch deutlicher ab. Nutzt die Zeit und geht mal raus! Frische Luft vitalisiert.
- Definiert euch unbedingt eure Wochenziele. Manchmal laufen die Dinge einfach anders als geplant und man muss spontan reorganisieren.
- Organisiert regelmäßige Meetings mit den Kollegen. Das geht auch online! So bleibt ihr im Gedächtnis, bekommt alles mit und der Chef merkt, dass ihr nach wie vor mittendrin statt nur dabei seid. Beachtet allerdings, dass es in regelmäßigen Abständen auch mal face to face und nicht nur Skype to Skype sein sollte.
- Seid erreichbar. Nicht jederzeit, aber während eurer festgelegten Kernarbeitszeit.
- Macht Feierabend! Und damit meine ich nicht, die Arbeit vom Schreibtisch an den Esstisch umzulagern, sondern so richtig.
Dann kann´s ja losgehen!
Tatsächlich ist es natürlich nicht ganz so einfach. Rund 1/3 aller deutschen Unternehmen akzeptiert die Arbeit im Homeoffice. Die Vor- und Nachteile wiegen sich in etwa auf. Die geringere Störquote durch weniger Blabla am Arbeitsplatz steht im Schatten von ungenügendem Teambuilding. Das die Motivation der Mitarbeiter steigt, ist ja toll… aber das Unternehmen riskiert gleichzeitig einen enormen Kontrollverlust. Jedem sollte auch klar sein, dass der Wechsel des Arbeitsortes psychologische Konsequenzen nach sich zieht. Wer, wie ich, gerne mal mit den Kollegen über diverse Themen philosophiert oder ein Freund von Brainstorming ist, sollte sich genau überlegen, ob er sich mit dem Wechsel ins Homeoffice einen Gefallen tut. Statistisch gesehen, arbeiten Mitarbeiter im „Manchmal-Homeoffice“ 2,5 Stunden länger pro Woche als ihre Kollegen im Büro. Bei den „Vollzeit-Homeofficern“ sind es sogar ganze 6 Stunden! Außerdem vereinsamen sie schneller. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum viele auch gerne wieder zurück ins Büro wechseln. Unterm Strich entscheidet der Chef, ob er uns die Möglichkeit gibt, Zuhause zu arbeiten. Hier gibt es keinen Rechtsanspruch und man sollte auch immer darauf achten, dass der Entscheidungsträger sein Ja oder Nein nicht irgendwann bereut, getreu dem Motto: „Kleiner Finger, ganzer Arm“.