In dieser Woche habe ich mich mit der Logistik beschäftigt. Ich war mal wieder erstaunt, was für vielschichtige Aufgabengebiete mich bei diesem Unternehmensbestandteil überrascht haben. Um die volle Komplexität dieses Bereichs noch besser herausarbeiten zu können, beginnen wir diesmal mit ein wenig Geschichte aus längst vergangenen Tagen.
logistikē – eine Reise in die Vergangenheit
Wie vielleicht der ein oder andere schon an der Schreibweise erkannt hat, handelt es sich beim Begriff Logistik um eine Ableitung des altgriechischen Wortes logistikē. Die Tatsache, dass die Grundlage der uns heute bekannten Logistik ein Wort bildet, welches sich bereits in der Zeit zwischen 800 und 300 v.Chr. etabliert hat, macht den langfristigen Bestand eines riesigen Aufgabengebietes klar. In dieser Zeit verstand man unter dem Begriff logistikē die praktische Rechenkunst. Die Anwendung jener praktischen Rechenkunst war in der vorgenannten Epoche zur Planung von Nachschub-Ressourcen unabdingbar. Auch die römische Legion nutzte die Erkenntnisse der logistikē und baute sich als Konsequenz Heerstraßen für die Versorgung seiner Truppen. Auch Napoleon entdeckte das Konzept zur Zeit der Napoleonischen Kriege um 1800 für sich und verpasste dem Begriff logistikē mit seiner militär-spezifischen Definition ein französisches Make-Over. Die neue Bezeichnung Loger umfasste künftig die Verwaltung, Lagerung sowie die Transportsteuerung kriegsnotwendiger Güter. Gesellschaftstauglich wurde loger dann als logistique zu einem späteren Zeitpunkt im 19. Jahrhundert. Mit der neuen Bezeichnung wurde der Militärcharakter der Bezeichung überholt und die uns heute bekannte Definition und Übersetzung der Logistik als Branche(nbestandteil) geprägt.
Logistik – der Sprung in die Gegenwart
Logistik hat sich inzwischen zu einer festen Branche gemausert. Die Aufgabe besteht im wesentlichen aus der Sicherstellung von Transport, Lagerung, Bereitstellung, Beschaffung und Verteilung von Gütern, Personen, Geld, Informationen und Energie. Und natürlich die Steuerung und Kontrolle aller dazu gehörenden Aufgaben. Außerdem beschäftigt sich Logistik heutzutage mit Prozessoptimierung. Das klingt nach einem riesen Batzen Arbeit. Ist es auch. Und gerade weil es so ist, und die technischen Voraussetzungen in unserem Zeitalter nahezu perfekt sind, wird die Aufgabe der Logistik von Firmen gerne outgesourced. Beispiele ausgelagerter Logistik finden wir heute zuhauf. Und das Konzept funktioniert. Die ausgelagerte Logistik ermöglicht es vielen Unternehmen, sich ihrem Kerngeschäft zu widmen und gleichzeitig Kosten zu sparen.
Die Seven-Rights-Definition
In den Wirtschaftslexika dieser Welt finden wir eine kurze aber ausgesprochen präzise Definition logistischer Ziele. Diese hat sich als Seven-Rights-Definition nach Plowman etabliert. Plowman versteht Logistik als die Sicherung der Verfügbarkeit
- des richtigen Gutes,
- in der richtigen Menge,
- im richtigen Zustand,
- am richtigen Ort,
- zur richtigen Zeit,
- für den richtigen Kunden,
- zu den richtigen Kosten.
Da wir in einer Zeit des Wandels leben, und auch solche Definitionen vom Wandel nicht unberührt bleiben, wird aktuell der Ruf nach der Aufnahme eines weiteren Punktes laut:
- die Überbringung der richtigen Informationen
Meiner Meinung nach ist die Aufnahme eigentlich längst überfällig. Plowman hat vermutlich im Jahr 1964 noch keine Vorstellung gehabt, wo uns das digitale Zeitalter mal hinführt. Konnte er ja auch garnicht. Aber hier sind wir nun. Geben wir der alten Definition neuen Glanz, indem wir sie ein bisschen modernisieren, ohne sie Ihrer Daseinsberechtigung zu berauben. Letztendlich hat es Napoleon mit der logistikē nicht viel anders gemacht. Ein kleines Make-Over – und schon passte es wieder.
Was Logistik alles kann…
Selbstverständlich besteht Logistik nicht nur aus der einfachen Beförderung diverser Güter zum Verbraucher. Wer unsere Blog-Beiträge verfolgt, weiß, dass sich bisher in fast allen Unternehmensbestandteilen Unterkategorien abgesplittet haben. Auch in dem Bereich Logistik finden wir diese. Beschaffungs-, Produktions-, Distributions-/ Absatz- und Entsorgungslogistik möchte ich an der Stelle kurz vorstellen:
Die Beschaffungslogistik ist zuständig für die Überbringung der Rohstoffe vom Lieferanten zum Eingangslager.
Produktionslogistik übernimmt die Verwaltung von Halbfabrikaten sowie die dazugehörigen Material- und Warenwirtschaft.
Distributionslogistik bzw. Absatzlogistik konzentriert sich auf die Verteilung vom Vertriebslager zum Kunden.
Entsorgungslogistik ist zuständig für die Rücknahme von Abfällen und Recycling. Zusätzlich befassen sich die Kollegen aber meist auch mit dem Versand von Retourenware.
Bedarfsorientiert – sogar Just-in-Time
All diese Bereiche kann die Logistik bei Bedarf sogar Just-in-Time. Doch was ist das überhaupt? Just-in-Time beschreibt eine Leistung auf Abruf und findet zunehmend Anhänger. Die Verfahrensweise sichert die entsprechenden Prozesse, indem es zum Bedarfszeitpunkt die Leistung oder das Gut herstellt, bereitstellt oder (in unserem Fall) ausliefert. Das spart, gerade im Bereich Produktion, einen nicht unerheblichen Kostenblock.
Vergangenheit bis Zukunft: Der Fortbestand von Konzept 7/24
Was uns in allen Entwicklungsstufen der Logistik begegnet, ist das Konzept 7/24. Logistik finden wir inzwischen so ziemlich überall an 7 Tagen der Woche, 24 Stunden am Tag. Heute geht es freilich nicht mehr nur darum, Militär-Truppen schnellst- und bestmöglich zu versorgen. Die Abnehmer sind heute breit gestreut und finden sich nüchtern betrachtet in jedem von uns. Dies zeigt sich in unserer Konsumgesellschaft an jeder Ecke. Ist das Produkt unserer Wahl auf Anhieb gerade einmal nicht verfügbar, erwischen wir uns nicht selten dabei, wie sich Unmut über diesen -in der heutigen Zeit inakzeptablen- Zustand ausbreitet. Wir, als Kunden, haben nur noch selten Verständnis für Lieferengpässe, Streiks oder Verzögerungen. Wir wollen unser Wunschprodukt bzw. unsere Wunschdienstleistung entsprechend der Seven-Rights-Definition, wobei „die richtige Zeit“ beim Endkunden inzwischen zu „JETZT!“ mutiert ist.
Eine logistische Meisterleistung
Um den stetig wachsenden Anforderungen der Kunden gerecht zu werden, musste sich auch die Logistikbranche ständig anpassen und weiterentwickeln. Vorbei sind die Tage an denen „schnellstmöglich“ innerhalb von 5 Tagen auf nationaler Ebene bedeutete. Heute vollziehen Logistikunternehmen weltweit täglich neue Meisterleistungen. Ohne deren engagierte Mitarbeiter, gute Planung und schnelle, termingerechte Ausführung kommt diesmal nicht nur das Konzept „schweizer Unternhemens-Uhrwerk“ auf einer Ebene zum stehen. Steht die gesamte Logistik still, trifft es alle Produktionen, Einzel- und Großhändler, das Handwerk, u.v.m. sowie deren Kunden empfindlichst.
Noch eine kleine Anmerkung des Autors: Das kleinste Licht in einer Logistikkette -quasi die Zusteller- freut sich über ein
nettes Lächeln seines Abnehmers. Wir Kunden tragen mit permanentem Geschimpfe und Gemecker nicht unbedingt dazu bei, dass Zusteller uns gerne besuchen oder Freude an ihrem Job haben. Wir sollten lernen, diese Berufsgruppe und alle dazugehörenden Berufsfelder wie LKW-Fahrer & Co. mit mehr Respekt zu behandeln.