Hallo Blog-Freitag, hallo Fans und Follower,
endlich ist es wieder so weit! Habt ihr auch schon ganz aufgeregt in den letzten Tagen auf den Freitag gewartet, an dem ihr endlich wieder einen Erguss aus meiner Tatstatur auf die Augen bekommt? Da es sich um den letzten Blog handelt, den ich in meinen Zwanzigern schreibe und veröffentliche, hab ich mich auch nochmal extra angestrengt und mich entschieden, euch den zweiten Teil zur Zukunft mit Nanobots aus „Zukunftsmusik auf der Playlist“ zu präsentieren. Der Verständlichkeit wegen, würde ich gerne nochmal einen Schritt zurück hüpfen. Befassen wir uns also nochmal schnell mit
DeoxyriboNucleic Acid.
Um zu verstehen, welche Möglichkeiten hinter der DNA-Korrektur durch Nanobots stehen, müssen wir uns kurz ins Gedächtnis rufen, welche Informationen wir überhaupt in unserer DNA finden. Nicht nur Erbkrankheiten, Größe, Haut-, Haar- und Augenfarbe sind theoretisch zu lesen, sondern auch Intelligenz, Kreativität, musikalische Talente und Vorlieben sind hier festgelegt. Ganz oberflächlich betrachtet, ist unsere DNA ein Bauplan, aus dem wir alles Mögliche basteln könnten. DNA-Korrektur, wie in Part I bereits beschrieben, ebnet den Weg in eine Zukunft ohne (Erb-)Krankheiten, die das Leben erschweren oder verkürzen. Nanobots bedeuten eines Tages das Ende allen gesundheitlichen Leidens – oder auch die Entstehung von massenhaft Wunderkindern. Und genau an dieser Stelle sind wir bei unserem Designer-Menschen angekommen, um den sich dieser Beitrag heute drehen soll.
Vom Eltern sein
Das Blöde am Eltern werden ist, dass man keine Ahnung hat, was da auf einen zukommt. Auch beim zweiten, dritten und vierten Kind liegt da am Anfang nur ein kleines, nichtssagendes Baby-Bündel mit noch unbestimmten Fähigkeiten, Interessen und Talenten oder Persönlichkeitsmerkmalen. Vermutlich ist es ganz niedlich, wie es da so schläft. Aus Erfahrung weiß ich zufällig ,dass sich Eltern gerne mal fragen, was daraus wird. Kleine Randbemerkung hierzu von mir: Im Optimalfall ein ausgewachsener Mensch ohne böse Absichten. Bis es aber soweit ist, bleibt es ein Baby ohne speziellen Widererkennungswert. Einige werden jetzt mit den Köpfen schütteln, weil sie meine Meinung nicht teilen, aber für mich sehen fast alle Nachwuchsmenschen ziemlich gleich aus und da sie (gerade am Anfang) noch nicht viel von ihrer Persönlichkeit preisgeben, ist für mich kein Unterschied zu erkennen. Ich muss zugeben, da habe ich auch bei meiner eigenen Tochter keine Ausnahme gemacht.Verwechslungen sind bei mir nie ausgeschlossen. Darum interessiert mich an Neugeborenen vorrangig die Frage, wie sie eines Tages wohl aussehen und sich verhalten werden. Einfach, damit ich die kleinen Menschen auseinanderhalten kann. Ich bin in der glücklichen Position, mich inzwischen durch das kritische Alter bei meiner Tochter durchgemogelt zu haben. Mit ihren 10 bis 11 Jahren kann ich auch ihre Freunde inzwischen ganz gut voneinander unterscheiden, wobei ich mich bis heute frage, wie ich es überhaupt bis hierhin geschafft habe… Wer jetzt denkt, ich mag keine Kinder, der irrt übrigens. Ich schaff nur kein Ganzes.
(K)ein Wunderkind
Noch bevor unsere Kinder überhaupt laufen können, erziehen wir unseren Nachwuchs nicht selten mit unseren gut gemeinten Erziehungsmethoden und besten Absichten zu Ich-bezogenen Tyrannen in einer Ellenbogen-Gesellschaft. Kaum noch ein Kind lernt, sich unterzuordnen oder die Bedürfnisse anderer zu respektieren. Dennoch erwarten sie schon im jungen Alter Respekt für ihre eigene Person und ihre eigenen Bedürfnissen. Und das ist für uns Eltern auch vollkommen okay. Weil es einfach niedlich ist, wie eine Dreijährige stilsicher im Schrank das Outfit für den kommenden Tag wählt, lassen wir sie gewähren. Aus eigener Erfahrung kann ich heute sagen: „Grooooßer Fehler!“ Später schlug ich mich unter anderem wegen solchen erzieherischen Dummheiten mit Problemen wie Sommerkleidern im tiefsten Winter rum. Das macht nicht so viel Spass und hätte vermieden werden können, hätte ich nur ein klitzekleines bisschen weniger viel wert auf Selbstständigkeit im Kleinkindalter gelegt. Auch selbstbewusstes Auftreten wird gerne von Eltern gefördert. Damit mache ich in meinem Haushalt keine Ausnahme. Schon jetzt fällt es uns schwer zu akzeptieren, wenn unsere Kinder „nur durchschnittlich“ sind. Natürlich ist es nicht möglich, dass das eigene Kind einfach stinkend faul ist, wenn die schulischen Leistungen abfallen. Nein! Es ist natürlich unterfordert, oder die Lehrer haben versagt. (Was auch sonst!?) Das unsere Vorschulkinder nur 3 statt 5 Finger an eine Hand im Schuleignungstest malen, ist Ausdruck ihrer Individualität. „Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“? Zur heutigen Zeit schon fast Fremdwörter. Die technischen Weiterentwicklungen steuern dann noch den letzten Rest zum Aussterben gut ausgebildeter Sozialkompetenzen bei, weil Kindern verlernen, miteinander zu spielen und sich entsprechend mit anderen auseinanderzusetzen. Konflikte werden nicht mehr gelöst, Probleme nicht mehr besprochen. Immerhin ist man ja auch als Kind immer im Recht und alle anderen einfach doof. Ich bin gespannt, was aus all diesen Kindern wird. Nicht ohne Grund werden jetzt schon die Hilferufe der Pädagogen in Grundschulen (!!!) laut, die der Situation nicht mehr Herr werden. Die Konsequenzen aus unserer Erziehung werden uns leider erst viel zu spät bis gar nicht bewusst. Ausbaden müssen es aber trotzdem irgendwann unsere Alpha-Kinder, ob sie nun wollen, oder nicht. Spätestens auf der untersten Stufe der Karriereleiter, wird es das ein oder andere böse Erwachen geben.
Wenn Eltern entscheiden dürften…
Was das einzelne Menschenkind eines Tages mal können wird, steht häufig lange in den Sternen. Bei manchen zeichnet sich vielleicht bereits in jungen Jahren eine Tendenz ab… aber nichts genaues weiß man bekanntermaßen nicht. Und nun stellt euch vor, ihr müsstet euch eben nicht überraschen lassen, was eurem Gen-Pool entspringt. Wie wäre es,wenn ihr bereits in der Schwangerschaft steuern könntet,mit welchen Talenten und Eigenschaften euer Kind ausgestattet sein soll!? Wäre es nicht klasse, wenn ihr wüsstet, dass ihr in die musikalische Früherziehung kein Geld investieren braucht, weil das Hauptaugenmerk langfristig auf Motorsport oder Literatur liegt? Alleine das Sparpotenzial welches aus dem Wissen über Fähigkeiten resultiert… ein verlockender Gedanke.
Würde nicht auch jeder eine Extraportion Intelligenz in den DNA-Strang geben, um dem Nachwuchs die besten Chancen für eine erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen? Intelligenz alleine reicht natürlich nicht aus, um erfolgreich zu sein… alles geht ein kleines bisschen leichter von der Hand, wenn der Nachwuchs auch noch hübsch anzusehen ist. Hübsche Menschen sind uns statistisch gesehen nämlich auf den ersten Blick erstmal sympathischer, bekommen mehr Chancen und sind somit auch erfolgreicher. (Ist wirklich so!) Was bräuchte unser hübsches und intelligentes Designer-Kind noch für ein erfolgreiches Leben? Vielleicht Charme… denn jeder lässt sich von charmanten Menschen um den Finger wickeln. Humor, weil Menschen gerne lachen. Ehrgeiz, damit nicht jeder Fehlschlag gleich entmutigt. Geduld, damit es ein entspanntes Leben wird. Empathie (nicht zuviel, nicht zu wenig), um sich in andere hineinversetzen oder auch abgrenzen zu können. Und Kreativität wär auch ganz schön. Und vielleicht noch…
Die Liste der Wünsche wäre lang.
Wenn sie einmal groß sind…
Wir hätten ganz neue Möglichkeiten, um unserem Nachwuchs nur das Beste mit auf den Weg zu geben, würden wir die Experten der Nanobot-Technik mitspielen lassen. Spinnen wir also mal das Leben unserer Designer-Kinder weiter. Ohne jeden Zweifel werden aus Designer-Kindern Designer-Erwachsene. Doch was bedeutet das für das Miteinander, wenn alle perfekt sind und unsere Welt nur noch aus Nachwuchs-Machern besteht? In einer Welt voller Wunderkinder, wird „normal“ zu sonderbar. In dieser Welt voller Alpha-Kinder würden Freundschaften und Beziehungen von noch viel größeren Problemen geprägt werden, als zum jetzigen Zeitpunkt.
Elterliche Fehleinschätzungen, wie oben erwähnt, wären bei all den Wunderkindern natürlich nicht mehr möglich – wären sie doch alle so wunderbar, wie wir sie uns im Baukastenprinzip zusammengestellt haben. Alle würden sie nach dem Abitur studieren wollen – entweder direkt im Anschluss oder nach einer (für Eltern meist kostspieligen) Selbstfindungsphase von unbestimmter Dauer. Alles unterhalb diesen Bildungswegs wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit verpöhnt. Unsere Universitäten und Hochschulen würden von den vielen Anmeldungen überflutet werden. Die Chance auf einen Studienplatz sinkt – Wunderkind hin oder her.
Schon heute leiden immer mehr junge Leute an Depressionen, ausgelöst durch den immer weiter wachsenden Leistungsdruck und/oder Existenzängste. Alle körperlichen Leiden, die wir durch Nanobots ausradieren konnten, könnten durch psychische Krankheiten ersetzt werden. Sollte das die Zukunft sein?
Und wie verhält es sich mit der Berufswahl? Würde überhaupt noch eines unserer hochintelligenten Kinder einen handwerklichen Beruf ausüben wollen? Und was würden wir als Eltern davon halten, sollte ausgerechnet unser Kind sich entscheiden, Fliesenleger werden zu wollen? Oder Friseur? Würden wir es überhaupt zulassen? Wären wir nicht noch viel enttäuschter, wenn sich unser Kind für einen anderen Weg entscheidet, als wir bei der DNA-Manipulation vorgesehen hatten? Kann man überhaupt noch von einem selbstbestimmten Weg der Kinder sprechen, wenn doch die Eltern vorab alles in der DNA verankert haben? Und wer würde all die Berufe ausüben, für die unsere vermeintlichen Wunderkinder überqualifiziert sind? Wer deckt mir mein Dach oder holt meine Mülltonne ab, wenn unsere Welt nur noch aus Masters of Whatever besteht? Noch eine interessante Frage: Was passiert, wenn uns unsere Designer-Kinder eines Tages in die Verantwortung nehmen, weil wir als Eltern festgelegt haben, das mathematische Fähigkeiten wichtiger sind als Beispielsweise musikalische und sie darum einfach nicht musikalisch geworden sind, Musik aber super finden!? Was, wenn das eigene Kind psychisch abstürzt, weil unsere festgelegten Eigenschaften sich in die Quere kommen und sich wechselseitig negativ beeinflussen?
Korrektur oder Manipulation?
Die unterschiedlichen Betrachtungsweisen bringen mich am Ende zu einer wichtigen Frage: DNA-Korrektur oder DNA-Manipulation? Beide Bezeichnungen umfassen die gleiche Technik mit unterschiedlicher Nutzung. Während sich ZaP – Part I ausführlich mit all den fantastischen Chancen im Bereich der Medizin durch den Nanobot-Einsatzes beschäftigt hat, wollte ich euch in Part II unbedingt auch die Risiken näher bringen. Aber welchen Weg wir am Ende tatsächlich beschreiten, liegt wie immer bei uns.
Noch ein abschließendes Gedankenspiel
Das Leben besteht grundsätzlich aus Entscheidungen. Wer in den Ski-Urlaub fahren will, darf nicht enttäuscht sein, dass er dort nicht am Strand liegen kann und umgekehrt. Einige kleine Überraschungen und Entscheidungen des Schicksals (oder des Zufalls) sollten wir vielleicht einfach nicht an uns reißen.