Verkannter Eisberg

Und wieder ist Freitag... Der Beitrag für diese Woche entstand aus dem Irrglauben vieler IT-Anwender heraus, dass ihre fundamentalen Probleme und Wünsche doch im Nu umgesetzt sein müssten. Ich selbst gehöre übrigens auch zu jenen Anwendern, die sich im vergangenen Jahr eine ganz neue Sicht auf die ITler dieser Welt zugelegt haben...

Nur eine Kleinigkeit...

Kennt ihr das auch? Ihr arbeitet an eurem Computer oder surft durch´s Internet und denkt euch so: "Öhhhh... dass ginge doch viel einfacher, wenn da so ein Button zum Draufklicken wäre!" Vielleicht denkt ihr auch etwas wie: "Wenn das bei dem anderen Online-Shop funktioniert, warum haben die es denn dann hier nicht einfach genauso gemacht!?" Und da ist er - euer kleiner (wenn auch ungehörter) Verbesserungsvorschlag, der IT-Abteilungen auf der ganzen Welt stundenlang beschäftigen könnte, wenn sie davon wüssten. Also ich für meinen Teil war meisterhaft darin, Dinge zu entdecken, die "schnell mal" gemacht oder geändert werden könnten. Auch bei vielen Kunden entdecke ich häufig mein altes, naives Ich.

Vom IT-Eisberg

"Normalos" oder "Nicht-Nerds" haben in der Regel überhaupt kein Gefühl dafür, wie viel Arbeit hinter so einer kleinen Veränderung an einem System oder auf einer Website steckt. Die Schwierigkeit beginnt schon damit, dass man Software nicht anfassen kann. Man erkennt nicht, wie sie aufgebaut ist oder welche Strukturen dahinterhängen. Kein Außenstehender weiß, welches Element womit verknüpft ist oder was beeinflusst. Man hat kein Gefühl dafür, wieviele Stunden Arbeit darin stecken. Aber woher auch!? Seit 15 Monaten stecke ich nun als Randfigur in einem IT-Spiel gegen die Zeit und ich kann euch sagen, es ist wesentlich verzwickter, als es erscheint. Meine Sicht auf die Dinge hat sich gewandelt. Spätestens seit ich mich aktiv mit dem Aufbauen und Umstrukturieren von Web-Shops und Portalen beschäftige, fällt mir auf, wie schlecht Anwender den Zeitaufwand dieser Aufgaben ein- und wie wenig sie ihn wertschätzen. Das Umgestalten eines Menübaums ist, entgegender weitläufiger Meinungen, nicht mit 3 Klicks erledigt. Für die Gestaltung einer einzigen Seite im Web-Shop benötigt man gut und gerne einen Tag. Ich kann euch auch verraten, dass das Programmieren einer einfachen Schnittstelle 5 Arbeitstage in Anspruch nimmt - wenn keine Probleme auftauchen. Der Nutzer bekommt hiervon allerdings nicht viel mit. Er sieht nur das fertige Ergebnis. Manchmal bemerkt er kleine Änderungen auch überhaupt nicht, wenn er nicht darauf gewartet hat oder direkt mit der Nasenspitze rein gestubst wurde. Mit der IT verhält es sich wie mit einem Eisberg. Maximal 1/5 davon sind überhaupt zu sehen. Häufig sogar noch wesentlich weniger, weil wir unsere Systeme garnicht in vollem Umfang nutzen oder seine Möglichkeiten im verborgenen bleiben. Damit kann uns auch der sichtbare Teil nicht zeigen, was tatsächlich alles in ihm steckt.

Mehrwert durch IT

In unserer digitalisierten Welt ist gute IT das A und O, denn sie begleitet uns durch den ganzen Tag. Angefangen beim Betriebssystem des Smartphones (ohne das viele frühs  -Weckfunktion sei Dank!- nicht aufstehen würden), über die inzwischen vorgschriebenen digitalen Kassensysteme beim Einkaufen oder an der Arbeit, Kundenverwaltungsprogramme, Apps, die uns das Leben leichter machen, bis hin zu Schnittstellen für Fitness-Gadgets. Gute IT vereinfacht uns den Alltag und lässt uns Arbeitsabläufe schnell und effizient abwickeln. Wenn benötigt sogar branchenübergreifend. All diese Dinge sind für uns selbstverständlich und doch vergessen wir nur allzu oft, welcher Mehrwert sich für uns dahinter versteckt. Könnt ihr euch vorstellen, wie euer Leben ohne diesen Mehrwert aussähe? Also... zurück zum Ursprung quasi mit dem Umweg über unseren gewohnten Luxus? Von heute auf morgen - einfach so?

Die Gesichter dahinter

Zu wenig Aufmerksamkeit schenken wir auch den Gesichtern hinter all den Pixeln. Ich versichere euch, ein Blick hinter die Kulissen kann sich lohnen. Hier erwarten euch zum Teil wirklich sympathische Menschen, die garnicht so nerdy sind, wie man früher immer behauptet hat. Ich habe den ein oder anderen zwischenzeitlich kennengelernt und ganz ehrlich: in ihnen steckt, wie auch bei ihren Produkten, wesentlich mehr als nur die Eisbergspitze, die man auf den ersten Blick erkennen kann. ITler wird man nicht aus einer Laune heraus, oder weil Mutti und Papa einen dazu gedrängt haben. ITler ist man aus Leidenschaft. Ich denke, es gibt kaum eine Berufsgruppe, die ihren Beruf so lebt. ITler (und damit meine ich sie wirklich alle!) haben keinen Beruf, sondern eine Berufung. Und sie haben quasi nie Feierabend, denn sie sind umgeben von Dingen, die sie tolle neue Ideen entwickeln lassen. Da wird halt am Ende des Tages noch eine technische Spielerei programmiert. Zum Beispiel ein Einhorn, welches über den Bildschirm fliegt, damit der Kollegin die Wartezeit nicht so lange erscheint. Und jetzt mal ehrlich... welcher von euren Vertriebler-, Verkäufer-, Versicherungs-, Handwerks- oder Produktionskollegen könnte Frau eine größere Freude machen!? In den Händen unserer IT-Spezialisten liegt unsere Zukunft. Wir sollten diesen coolen Typen häufiger den Respekt und die Wertschätzung entgegen bringen, die sie verdienen.

Sollte die Welt eines Tages zu Grunde gehen, hatte sicher ein ITler etwas damit zu tun...

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